Ostpreußische Skudden - Gut Schlaborn
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Die Ostpreußische Skudde

 

Die Skudde ist eine alte Rasse von Landschafen und gehört wie die Heidschnucke zu den kurzschwänzigen, nordischen Heideschafen. Nachweislich führten die Wikinger Skudden auf ihren ausgedehnten Kaperfahrten mit sich und sorgten allerorten für deren Verbreitung bis hin zu den Färöer Inseln und nach Island. Fasern aus Skuddenwolle, die in Grabstätten in der Nähe der Wikingersiedlung Haithabu bei Schleswig gefunden wurden, belegen, dass diese Rasse bereits vor 2.000 Jahren als Nutztier gehalten wurde. Einige Experten halten es für möglich, dass die Skudden direkte Nachfahren der steinzeitlichen Torfschafe sein könnten.

Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Skudde das bodenständige Schaf Ostpreußen und des  Baltikums. Bekannt war sie in diesen Regionen auch als Masurenschaf, Bauernschaf oder Kosse. Der Name „Skudde“ geht möglicherweise auf den litauischen Lockruf „skud“ für Schafe zurück. Die enorme Fähigkeit der Skudden, in extensiver Haltung auf nährstoffarmen Standorten zu gedeihen und dabei ein schmackhaftes, wildbretartiges Fleisch zu produzieren, machten sie bei Großgrundbesitzern sowie bei Kleinbauern und Tagelöhnern gleichermaßen beliebt. Die offizielle preußische Viehzählung von 1874 registrierte immerhin 77.000 Skudden.

Die Einführung großer Leistungsschafsrassen wie zum Beispiel der Merino-Schafe Mitte des 20. Jahrhunderts verlegte die Skuddenhaltung mehr in die Hände der Kleinbauern. Der Gesamtbestand in Ostpreußen wurde zusehends kleiner.

Seit 1945 gilt die Skudde in ihrer baltischen Heimat als ausgestorben. Dass die Rasse in Deutschland überlebt hat, ist dem Münchner Tierpark Hellabrunn zu verdanken, der bereits 1941 einige reinrassige Zuchtgruppen aus Ostpreußen und Litauen gekauft hatte. Von dort gelangten Nachzuchttiere in andere Tierparke und später auch wieder in private Züchterhände.

Bis zum Jahr 2011 ist der Bestand auf rund 3.437 weibliche und 348 männliche Skudden angewachsen. Das ist immer noch im Bereich der Gefährdungsstufe III auf der Roten Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH). Skudden gibt es im gesamten Bundesgebiet, die meisten Zuchttiere finden sich in Hessen, im Saarland und in Brandenburg.

Gute Wolle für Decken, Teppiche und Filzprodukte

Skudden tragen ein mischwolliges Vlies. Das bedeutet, dass zwischen der begehrten markfreien Wolle auch viele markhaltige Haare wachsen, die als feste kurze Zwischenhaare oder als lange, abdeckende Grannenhaare ausgebildet sind. Auf dem Markt ist jedoch eine einheitliche oder reinwollige Wollqualität gefragt, wie sie zum Beispiel Merinoschafe liefern. Dass die markfreie Skuddenwolle weitaus feiner als die Merinowolle ist, wird vom Markt nicht honoriert. Für strapazierfähige Teppiche, Decken und wasserundurchlässige Filzprodukte gilt der Wollmix des Skuddenvlieses als ein hervorragendes Ausgangsmaterial.

 

Zierliche Landschaftspfleger

Die anspruchslosen Skudden eignen sich hervorragend für die Landschaftspflege auf mageren, sandigen Böden. Sie mögen schmackhafte Kräuter. Neben Brennnesseln und Disteln verbeißen sie auch Brombeeren, Schlehen und Weißdorn. Sie trotzen widrigen Wetterverhältnissen und überwintern problemlos im Freien, sofern sie Zugang zu einem trockenen, windgeschützten Unterstand haben. Gelegentlich brauchen sie eine Handvoll Salz.

Skudden werden auch zunehmend für die Beweidung von Streuobstwiesen und verbuschten Flächen eingesetzt. So hält zum Beispiel der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) seit 2005 im Kreis Kleve 125 Mutternschafe, die die Wiesen von Wildbewuchs frei halten.